Pyrrolurie, Pyrrolkrankheit oder Kryptopyrrolurie (KPU) sind Begriffe, die die gleiche Stoffwechselstörung beschreiben, die sowohl beim Menschen als auch beim Pferd auftreten kann. In der Schulmedizin von heute ist diese Krankheit weitgehend vergessen.
Wenn heute eine Diagnose gestellt wird, wird selten über die Möglichkeit einer Pyrrolurie nachgedacht. Unter Umständen kann dies zu einer Fehldiagnose führen und dem Pferd wird in der Behandlung nicht geholfen. Deshalb ist es wichtig, auch auf wenig bekannte Krankheiten aufmerksam zu machen, damit eine Fehldiagnose vermieden werden kann.
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Pyrrolurie – eine genetische Erkrankung
Pyrrolurie ist eine genetische Erkrankung, die häufiger in einzelnen Familien auftritt. Die Humanforschung über diese Krankheit wurde in den USA in den 1960er Jahren durchgeführt. Spätere veterinärmedizinische Studien haben gezeigt, dass dieser Erkrankung auch bei Pferden auftreten kann. Ein erkranktes Pferd leidet grundsätzlich an einem chronischen Mangel an Vitamin B6 und Zink. Dieses chronische Ungleichgewicht der Mikronährstoffe kann sich in einer Vielzahl von Symptomen zeigen, was eine Diagnose dieser Krankheit äußerst schwierig – aber nicht unmöglich macht. Wissenschaftler schätzen, dass etwa 10 – 12 % der heutigen Pferdepopulation von der Krankheit betroffen sind.
Was ist die Ursache für diesen Vitamin B6 und Zinkmangel?
Die Ursache für den chronischen Vitamin B6 und Zinkmangel ist eine Stoffwechselstörung (auch Proteinstoffwechsel genannt) für die Synthese von Hämoglobin. Ein Abfall oder Nebenprodukt bei der Bildung von Häm (Häm ist Bestandteil von Hämoglobin in der roten Blutkörperchen) ist Pyrrol. Dies ist eine hochgiftige Substanz, die aus dem Körper ausgeschieden werden muss. Normalerweise erfolgt diese Eliminierung über die Gallenblase und den Darm. Gallensäure bewirkt, dass sich vier Pyrrolmoleküle zu einem einzigen Komplex verbinden, der über den Darm eliminiert werden kann.
Bei Pyrrolurie entstehen wesentlich höhere Mengen an toxischem Pyrrol, die eine vollständige Pyrrolelimination über die Gallenblase verhindern. In diesem Fall wird Pyrrol durch die Niere ausgeschieden und befindet sich daher im Urin eines Pferdes. Auf dem Weg zu den Nieren binden Pyrrole an Vitamin B6 und Zink, so dass die giftigen Pyrrole neutralisiert werden. Diese drei Substanzen verbinden sich zu einem Komplex und werden dann aus dem Körper ausgeschieden. Nicht nur das giftige Pyrrol wird aus dem Körper entfernt, auch die wichtigen Mikronährstoffe Vitamin B6 und Zink werden in diesem Fall entfernt. Die Folge ist ein schwerwiegender Mangel dieser Nährstoffe.
Dieser Mangel führt zu einer ganzen Reihe von Störungen im Organismus. Sowohl Zink als auch Vitamin B6 sind an einer Vielzahl von Stoffwechselvorgängen beteiligt. Zink zum Beispiel ist ein Cofaktor in mehr als 300 enzymatischen Reaktionen und damit ein wesentlicher Bestandteil dieser Stoffwechselprozesse. Vitamin B6 ist von entscheidender Bedeutung, da es im Stoffwechsel vieler Proteine und Kohlenhydrate benötigt wird.
Eine schwierige Diagnose
Pyrrolurie bedeutet einen Mangel an Vitamin B6 und Zink. Wie bereits erwähnt, spielen beide Mikronährstoffe eine wesentliche Rolle bei vielen Stoffwechselvorgängen im Körper. Aus diesem Grund wirkt sich ein Mangel an diesen Nährstoffen auf verschiedene Regionen des Organismus aus und verursacht eine Vielzahl von Symptomen. Bei medizinischen Problemen kann es schwierig sein, Pyrrolurie direkt zu diagnostizieren, da viele verschiedene Krankheiten die Ursache sein können. Dennoch ist eine schlüssige Diagnose der Krankheit möglich: Wenn ein KPU-Test feststellt, dass der Pyrrolspiegel signifikant erhöht ist, ist es ein klarer Fall von Pyrrolurie.
Pyrrolurie verursacht beim Menschen oft psychische Probleme oder ADHS. Bei Pferden sind in der Regel deutliche Verhaltensprobleme zu beobachten. Häufige Symptome sind:
- Schreckhaftigkeit
- Kopfschütteln
- Ekzeme
- Erschöpfung, Schwäche
- Das Equine Metabolische Syndrom (EMS)
Therapie der Pyrrolurie bei Pferden
Da es sich bei der Pyrrolurie um eine chronische Krankheit handelt, kann sie nur in ihrem Verlauf abgeschwächt, aber nie vollständig geheilt werden. Generell helfen Zink und Vitamin B6-Ergänzungen, da sie sicherstellen, dass die vielfältigen Stoffwechselvorgänge im Körper ohne große Unterbrechung ablaufen. Es wird empfohlen, dass erkrankte Pferde auch zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel wie Mangan, Magnesium, B-Vitamine, Vitamin E und Chrom erhalten.